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Der kommende Spieltag der Herren-Regionalliga ist wohl das verspätete Weihnachtsgeschenk für alle Basketball-Fans in NRW: Alle sechs Spitzenteams duellieren sich untereinander. Grevenbroich, dessen Manager Hartmut Oehmen unter der Woche angekündigt hat, bei einem Titelgewinn den Weg in die ProB anzutreten, muss nach Hagen. „Für mich eins der schwierigsten Spiele der Saison", sagt Oehmen. Münster muss nach Sechtem, der FC Schalke 04 zu den RheinStars Köln. Vor diesem Spitzenspiel haben wir mit Jo Strasser, dem neuen Trainer der RheinStars Köln, über Vorentscheidungen, Druck und Nachverpflichtungen gesprochen.

Herr Strasser, am Samstag steht für ihre Mannschaft das Spitzenspiel gegen den FC Schalke 04 an. Schalkes Trainer Raphael Wilder spricht von einer für beide Mannschaften „vorentscheidenden Begegnung" im Aufstiegskampf. Würden Sie ihrem Kollegen da zustimmen?

Jo Strasser: Nein, würde ich ihm nicht. Dafür ist die Liga dieses Jahr viel zu eng und stark. Bis zum Saisonende kann noch unheimlich viel passieren. Ich glaube nicht, dass der Verlierer den Aufstieg schon abschreiben kann. Aber unbestritten ist es ein sehr wichtiges Spiel für uns. Schalke ist ein direkter Konkurrent, hat ein sehr starkes Team und ist punktgleich. Ich hoffe, dass wir unseren Rhythmus inzwischen gefunden haben. Es wird auf jeden Fall spannend.

Vor der Saison hatten nicht viele damit gerechnet, dass die Liga zu diesem Zeitpunkt noch so offen ist. Die meisten hatten ihre Mannschaft eigentlich ganz weit vorne gesehen. Haben Sie die Liga unterschätzt?

Strasser: Nein, auf keinen Fall. Uns war von Anfang an bewusst, dass es in dieser Liga sehr viele gute Teams mit herausragenden Spielern und Systemen gibt. Es ist ein großer Unterschied zur 2. Regionalliga. Selbst wenn man zu den Teams im Abstiegskampf fährt, kann man einen Sieg nicht fest einplanen.

Dennoch hat sich der Verein vor der Saison ganz klar das Ziel Aufstieg gesetzt. Wie enttäuscht wären Sie, wenn es nicht klappt?

Strasser: Natürlich wäre man dann enttäuscht. Und natürlich wäre der Aufstieg wichtig für uns. Aber wenn wir es nicht schaffen würden, wäre dies auch keine große Katastrophe. Zumal ich nicht glaube, dass man Erfolg im Basketball hundertprozentig planen kann. In so einem Teamsport gibt es einfach zu viele Unwägbarkeiten, da kann man einen Aufstieg nicht schon vor der Saison klar machen.

Woran hapert es denn noch?

Strasser: Das ist eine schwierige Frage. Zum einen denke ich, dass unser Team qualitativ nicht so hochwertig besetzt ist, dass man jeden Gegner in dieser Liga einfach so vom Parkett schießt. Wir haben uns bewusst dafür entschlossen, auf einen richtigen Topscorer zu verzichten und unseren Talenten eine Chance zu geben. Immerhin sind wir der zweitgrößte Verein Deutschlands, die Kölner Talente sind aber in den vergangenen Jahren zu anderen Klubs in ganz Deutschland oder ins Ausland gewechselt. Das wollen wir verhindern. Zum anderen haben wir unseren Fokus sehr auf die Defensive gelegt, die inzwischen auch sehr gut funktioniert und uns einige Spiele rettet. In der Offensive klappt es aber noch nicht so hundertprozentig. Dass liegt auch daran, dass unsere Aufbauspieler Leon Baeck und Marin Petric in dieser Saison immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen haben.

Sie sprechen die Probleme in der Offensive an. Gibt es Überlegungen, dort mit Nachverpflichtungen zu helfen?

Strasser: Ich finde es ganz sympathisch, als Trainer mit dem zu arbeiten, was einem zur Verfügung steht. Ich hätte kein Problem damit, mit dem aktuellen Kader den Rest der Saison zu bestreiten. Aber ich treffe diese Entscheidungen natürlich nicht alleine.

Sie sind als Spieler zu den RheinStars gewechselt, wurden dann Co-Trainer, bevor sie im Dezember Mario Kyriasoglou als Headcoach abgelöst haben. War dieser Weg so geplant?JoStrasser

Strasser: Nein, eigentlich wollte ich den Verein im Management unterstützen. Es ist dann im Dezember einfach dazu gekommen.

Sie blicken auf eine langjährige Erfahrung als Spieler zurück, waren unter anderem Nationalspieler und Deutscher Meister. Wie groß ist der Unterschied zum Trainerdasein?

Strasser: Er ist riesig, ich habe wirklich einen Heidenrespekt vor allen Trainern. Ich sehe mich auch noch nicht so wirklich als Trainer, ich bin dazu ja nicht ausgebildet worden. Ich habe zwar viele Sachen im Kopf. Die Ideen der Mannschaft zu vermitteln, ist aber nochmal eine ganz andere Sache. Der Verein ist natürlich auch ein Risiko damit eingegangen, mich als Headcoach einzusetzen.

Sie begleiten das RheinStars-Projekt jetzt schon fast zwei Jahre. Wie sehen sie den aktuellen Stand?

Strasser: Wir sind auf einem guten Weg. Das Umfeld ist super, wir haben viele Zuschauer und die neue ASV-Sporthalle ist ein echtes Schmuckstück. Dafür, dass es in Köln mit dem 1. FC Köln und dem KEC schon zwei riesige Traditionsklubs gibt, sind wir in der Öffentlichkeit und in den Medien schon sehr gut positioniert. Das ist aber natürlich auch ein zweischneidiges Schwert: Um so in der Öffentlichkeit zu stehen, muss man auch etwas bieten. Also zum Beispiel offen davon sprechen, aufsteigen zu wollen. Dass kann sportlich natürlich kontraproduktiv sein, denn der Druck auf die Spieler ist schon sehr groß. Aber insgesamt glaube ich, dass wir auf einem guten Weg sind, bald wieder professionellen Basketball in Köln zu sehen.

Zu dieser medialen Vermarktung gehören auch immer wieder Freundschaftsspiele gegen Bundesligisten wie Bayern München oder Eintracht Trier. Glauben Sie nicht, dass diese Spiele von den Aufgaben in der Liga ablenken?

Strasser: Nein, das glaube ich nicht. Diese Spiele sind eher ein Zeichen an unsere jungen Spieler: Hier, das können wir mit unseren Kontakten möglich machen. Ich glaube eher, dass sie aus diesen Spielen lernen und nochmal neue Motivation in die Begegnungen der Liga gehen. Und am Samstag gegen Schalke erwarte ich sowieso eine volle Halle mit guter Stimmung. Da ist die Motivation eh groß. (maGro/mb)

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