Sie sind die Entscheider: Wer den besseren Tag erwischt, dessen Team gewinnt meistens. Wir stellen vier der Regionalliga-Topscorer vor. Doch es geht auch ohne einen Shooter: Der beste Schütze des Spitzenreiters UBC Münster, Dallis Johnson, kommt erst auf Position 12. Omari Knox, bester Scorer des Tabellenzweiten RheinStars Köln, gar erst auf dem 20. Rang.
Trevin Parks (FC Schalke 04)
Trevin Parks liebt seine Heimat. Es gibt eine Geschichte, die das perfekt verdeutlicht. Zuletzt kam jemand zu ihm, lobte ihn: „Trevin, du präsentierst Charlotte wirklich gut hier in Deutschland." Parks korrigierte ihn schnell: „Nein, Sir. Ich präsentiere Hickory. Die Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin." Hickory ist eine kleine Stadt, etwa 40 000 Einwohner, eine gute Stunde mit dem Auto von Charlotte entfernt. Bei den Charlotte Hornets war Parks vor einem Jahr auch bei Prew-Draw Tryouts, am Ende wurde es nichts mit dem Traum von der NBA. Ein Jahr lang war der Point Guard ohne Verein, bis sich Raphael Wilder – Trainer des deutschen Basketball-Regionalligisten FC Schalke 04 - bei ihm meldete. „Wir hatten ein sehr gutes Gespräch", sagt Parks. Er wagte den Sprung nach Deutschland, um endlich wieder das zu tun, was auf seinem Oberarm tätowiert ist: Born to Ball. Und wie: 31,30 und 29 Punkte erzielte er in den ersten drei Saisonspielen. Ganz konnte Parks diesen Schnitt zwar nicht halten. Doch mit 26,9 Zählern im Schnitt ist er dennoch Topscorer der Regionalliga. „Wir haben uns lange unterhalten, bevor wir ihn verpflichtet haben und ich hatte stets einen guten Eindruck von ihm. Er hat einen fantastischen Wurf und ist für mich der Spieler, der das Team vor allem in engen Situationen führt", ist Wilder mit seinem Leistungsträger zufrieden. Doch nicht nur auf dem Feld überzeugt der 1,80 große Point Guard. Auch neben dem Court wird Parks für seine Persönlichkeit geschätzt. Ein amerikanischer Journalist schrieb mal über ihn: „Er hat diese Persönlichkeit, du möchtest ihm einfach die Hand schütteln und hoffen, dass er erfolgreich ist". Persönlich war die Hinrunde für Parks erfolgreich. Nun soll auch der Erfolg mit dem Team kommen.
Antoine Davis (SG Sechtem)
Die SG Sechtem ist in dieser Saison die Überraschungsmannschaft der Liga. Mancher Trainer behauptet sogar, dass die Mannschaft aufsteigt, die gegen Sechtem nicht zweimal verliert. Die Geschichte, wie Sechtem zum Favoritenschreck wurde, beginnt in Jefferson City, Tenessee, im Osten der USA. Dort spielte Antoine Davis an der Carson-Newman University für die Eagles, wurde zum besten Spieler der South Atlantic Conference gewählt. Vor allem in Spitzenspielen war Davis dafür bekannt, richtig aufzudrehen. Als er im Sommer nach Sechtem kam, nahm er diese Fähigkeit mit. Gegen Grevenbroich: 42 Punkte, 70 Prozent Trefferquote aus dem Feld. Gegen Köln: 37 Punkte, wieder fast 70 Prozent aus dem Feld. Gegen Schalke: 30 Punkte, 65 Prozent aus dem Feld. Doch auch abseits der größeren Regionalliga-Bühnen trifft Davis regelmäßig, in kaum einem Spiel bleibt er mal unter 20 Punkten. „Alles was er macht, hat Hand und Fuß", lobt der Grevenbroicher Trainer Hartmut Oehmen Davis. 1991 ist der 1,95 Meter-Mann geboren, er dürfte also noch einige Jahre vor sich haben. Sein Lieblingsspruch: „Sounds good to me". So könnte er auch sein erstes Halbjahr in Deutschland treffend beschreiben.
Marcus Ligons (BG Hagen)
Vielleicht ist er der deutscheste US-Amerikaner in der höchsten WBV-Spielklasse. Am liebsten esse er Salzkartoffeln mit Roter Beete, hat Marcus Ligons mal verraten. An einige deutsche Besonderheiten hat er sich also gewöhnt. Verständlich, schließlich hat Ligons inzwischen schon bei fünf unterschiedlichen Vereinen in der Regionalliga gespielt. Nun scheint er bei BG Hagen sesshaft geworden zu sein. Schon in der vergangenen Saison stand der Forward für die Hagener auf dem Feld, seine Verlängerung für diese Spielzeit war durchaus eine kleine Überraschung. Noch nie hatte Ligons vorher länger als ein Jahr bei einem Verein gespielt. Doch für die BG Hagen ist die Verlängerung ein Glücksfall. Mit 21,1 Punkten im Schnitt spielt der 2,01 Meter große Ligons eine seiner besten Spielzeiten in Deutschland. „Seine Konstanz ist außergewöhnlich und fernab von seinen starken Stats ist er ein echter Anführer", weiß Trainer Kosta Filippou. Ligons wurde in San Francisco geboren, ein Basketball-Vollstipendium ermöglichte ihm das Studium der Kriminologie in Nebraska. Seine Wünsche für die Zeit nach dem Basketball haben aber wenig mit Verbrechen zu tun. „Ich würde gern mit Kindern arbeiten, die zu Hause Probleme haben. Ich möchte der Gemeinschaft etwas zurückgeben, was ich von ihr erhalten habe. Und dann hätte ich gerne eine kleine Firma", lacht er. Doch vorher hat der 30-Jährige wohl noch einige Jahre auf dem Feld vor sich.
Dominik Wolf (TV Salzkotten)
Er ist die Ausnahme: Dominik Wolf ist der einzige Deutsche unter den zehn besten Topscorern der Herren-Regionalliga. Mit 20,4 Punkten im Schnitt belegt er den vierten Platz im Ranking. „Dominik ist ein sehr talentierter Spieler, der eine gute Hinrunde gespielt hat", sagt Trainer Artur Gacaev. Dabei ragt vor allem ein Spiel heraus: Gegen die Reserve der Telekom Baskets Bonn erzielte Wolf satte 50 Punkte, bisher Saisonrekord in der Regionalliga. Danach nannten die Sälzer den 20-Jährigen auf ihrer Homepage scherzhaft ihren „US-Amerikaner". Das hat sich inzwischen geändert, mit Daryl Arnold jr. haben die Sälzer jetzt auch einen richtigen US-Amerikaner in ihren Reihen. Wolf bleibt dennoch enorm wichtig, auch weil eine konstante Beförderung in den Kader der finke baskets Paderborn im Moment nicht in Sicht ist. Der Doppellizenzspieler hatte erst einen Kurzeinsatz beim Zweitligisten, ganze fünf Minuten durfte der Point Guard gegen Science City Jena auf das Parkett. Einen Punkt erzielte er dabei nicht. Dafür läuft er in der Regionalliga regelmäßig heiß. Und mit 20 Jahren bester Deutscher in der höchsten WBV-Spielklasse zu sein, ist ja auch schon mal was. (maGro/mb)