Der Verbandstag des Westdeutschen Basketball-Verbands am 29. Juni 2024 steht ganz im Zeichen der Wahlen zum Präsidium.
Bei der Wahl zum Vizepräsidenten für das Schiedsrichterwesen fordert Alexander Sauer den amtierenden Vizepräsidenten Günter Brökelmann heraus.
Im Interview erklärt der 35-jährige Sauer seine Strategie für die Zukunft des Schiedsrichterwesens und was nach seiner Meinung besser laufen könnte.
Alexander, warum kandidierst du für das Amt des WBV-Vizepräsidenten für das Schiedsrichterwesen?
Ich bin jetzt elf Jahre lang Schiedsrichter in der Regionalliga und sieben Jahre lang Kreisschiedsrichterwart – ich habe immer wieder festgestellt, dass ich Dinge anders machen und verändern möchte. Aber ich möchte nicht nur kritisieren, sondern auch anpacken. Und deswegen bin ich sehr motiviert, zu sagen, jetzt ist der Schritt für mich gekommen, das Schiedsrichterwesen im WBV zu verändern.
Was kritisierst du?
Mir fehlt ein Stück weit die Wertschätzung der Schiedsrichter. Ich habe das Gefühl, wir werden teilweise als notwendiges Übel angesehen, durchaus auch von einigen Vereinen. Der Umgang mit uns Schiedsrichtern, ich glaube, das merkt man immer wieder, ist harscher geworden. Mir fehlt klare Kommunikation im Schiedsrichterwesen und mir fehlt Transparenz in Entscheidungen.
Transparenz in Entscheidungen – was genau meinst du damit?
Das sind insbesondere Kaderentscheidungen. Wer steigt auf, wer steigt vielleicht auch ab, wer bekommt warum welches Spiel? Das wird aus meiner Sicht nicht immer aufgrund von Talent und Leistung entschieden, da spielen oft anscheinend andere Faktoren eine Rolle.
Was möchtest du konkret verändern?
Ich möchte ein sehr nahbarer Ansprechpartner sein. Angefangen bei den Schiedsrichtern, die aus der Kreisliga gerade in die Bezirksliga aufsteigen, aber dann natürlich auch nach oben hin in die Kaderligen. Ich möchte für Transparenz sorgen, dass allen klar ist, wer warum in welchem Kader ist. Ich möchte in Austausch mit den Schiedsrichtern kommen, ich möchte im digitalen Zeitalter digitale Sprechstunden anbieten, in denen man via Zoom direkt in Austausch mit mir treten kann, wo ich dann Probleme, Punkte einfach platziert werden können, die ich mitnehmen kann. Die Sichtbarkeit von Schiedsrichtern und Schiedsrichterinnen muss dringend verbessert werden. Schiedsrichter sein ist mehr als in die Halle kommen, das Spiel pfeifen und wieder gehen. Kaderlehrgänge, Regeltests, regelmäßige Fitnesstests, Vorbesprechungen, Nachbesprechungen von Spielen – das alles muss transparenter und sichtbarer werden.
Der Basketball braucht dringend neue Schiedsrichter. Hast du hier einen Masterplan?
Ich glaube, es sind zwei Faktoren, die dabei eine ganz große Rolle spielen. Das eine ist, wir müssen dahin kommen, noch mehr Schiedsrichter auszubilden. Das ist eine Aufgabe, die primär in den Kreisen liegt. Mir ist es dabei wichtig, dass wir die Ausbilder bestmöglich qualifizieren, dass wir qualitativ und pädagogisch gute Ausbildungen machen, dass die Leute aus dem Wochenende, es sind ja nur zwei Tage, Grundausbildung herausgehen und richtig Bock haben, ihr erstes Spiel zu pfeifen. Wir haben Kreise, die das hervorragend selbst organisiert schon machen und es gibt Kreise, in denen das nicht so die hohe Priorität hat. Und dann, das ist der zweite Punkt, die Schiedsrichter, die wir haben, als unser höchstes Gut anzusehen und sie mit allem, was wir haben, dazu zu motivieren, nicht aufzuhören, weiterzumachen. Wertschätzender Umgang miteinander, gute Kommunikation und vor allem junge Schiedsrichter an die Hand zu nehmen – das ist mir wichtig. Dass sie mit den richtigen Kollegen ihre ersten Spiele pfeifen, dass sie da auch noch mal ein Feedback bekommen, dass sie in der neuen Liga möglichst gut ankommen und dann eben nicht die Lust verlieren.
Du trittst gegen Günter Brökelmann an, fast schon eine Schiedsrichterikone im WBV.
Ich habe mir viele Gedanken im Vorfeld darüber gemacht. Mir ist aber wichtig, das Schiedsrichterwesen voranzutreiben und ich glaube, dass ich da jetzt die richtige Person zum richtigen Zeitpunkt bin. Aus Respekt vor Günter und allem, was er in den letzten Jahren geleistet hat, war es mir sehr wichtig, das vollkommen transparent anzugehen. Es gab ein Dreiergespräch zwischen Präsident Uwe Plonka, Günter Brökelmann und mir. Wir haben uns ausgetauscht und gehen fair in die Wahl. Und egal, wer von uns am Ende gewinnt, wir geben uns die Hand.
Über Alexander Sauer
Der 35-jährige Alexander Sauer wohnt in Wesseling-Berzdorf. Mit 13 Jahren startete er seine Basketballkarriere beim TV Blatzheim im Rhein-Erft-Kreis. Von 2005 bis 2019 coachte er diverse Jugend- und Seniorenteams, u.a. feierte er mit den Regionalligadamen der SG Bergische Löwen den Aufstieg in die 2. DBBL und stand als Co-Trainer an der Seitenlinie des NBBL-Teams Bonn/Rhöndorf. 2007 erwarb Sauer seine erste Schiedsrichterlizenz und pfiff 2010 bereits sein erstes Oberligaspiel. Seit 2013 pfeift er in der Regionalliga. Als Jugendwart im BBK Erft, Kreisschiedsrichterwart im Basketballkreis Köln und Staffelleiter verschiedener Kreisligen verfügt Alexander Sauer auch über Erfahrung als Basketballfunktionär.