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Der Deutsche Basketball Bund (DBB) hat seit dem 01. Oktober 2018 einen neuen hauptamtlichen Nachwuchs-Bundestrainer für den männlichen Bereich: Fabian Villmeter (38). Gemeinsam mit WBV Landestrainer Razvan Munteanu reiste er drei Tage durch NRW, um sich ein Bild vom Nachwuchs zu machen. Im Interview schilderte er seine frischen Eindrücke per Mobiltelefon live von der Autobahn (natürlich ist Razvan Munteanu gefahren).

36 Tage im Amt und schon in NRW unterwegs. Das freut uns natürlich sehr, insbesondere auch die Talente mit Perspektive. Ist das Routine, oder gibt es einen besonderen Grund, dass du so schnell in NRW deinen Antrittsbesuch machst?

Also, um ganz ehrlich zu sein, ist das ja einer von ganz vielen Besuchen, die ich im Moment mache. Ich war die letzten sechs Wochen sehr viel unterwegs, unter anderem auch schon in Berlin, in Hamburg, in Baden-Württemberg – es ist also eine Station auf dieser Tour der Antrittsbesuche. Aber selbstverständlich ist NRW als bevölkerungsreichstes Bundesland mit vielen, vielen Vereinen natürlich etwas, wo ich mich auch früh vorstellen und zeigen wollte! Der Kontakt zu Landestrainer Razvan Munteanu ist extrem wichtig, um so ein bisschen besser einschätzen zu können, wie an welchem Standort gearbeitet wird, wo welche talentierten Spieler betreut werden. Natürlich hat der Besuch aber auch den Grund, dass wir im Dezember U16- und U18-Nominierungslehrgänge beim DBB abhalten und da noch einzuschätzen ist, welche Spieler wir aus NRW aufnehmen und wie die beurteilt werden – sowohl von den Landestrainern als auch von den Vereinstrainern. Da ist es dann am einfachsten, wenn man hier vor Ort ist und mit den Leuten spricht.

Was steht denn alles auf dem Programm?

Wir sind jetzt gerade unterwegs nach Paderborn, gestern waren wir in Bonn und in Münster, das heißt, wir sind quer durch NRW unterwegs, - Düsseldorf und Leverkusen haben wir auch schon besucht.

Wie ist der erste Eindruck von den Jungs in NRW?

Der erste Eindruck ist wirklich sehr gut. Wenn man nur ab und zu in NRW unterwegs ist, dann ist es beeindruckend zu sehen, auf welch engem Raum die Menschen hier oft leben und wie viel Potenzial man, vor diesem Hintergrund, schnell und einfach erfassen kann.
Die Trainingsgruppen, die ich gesehen habe, sind groß, nicht künstlich aufgebläht, sondern wirklich mit vielen interessanten Kindern gefüllt, die da alle ihre Berechtigung haben. Man erkennt so, dass hier in NRW einfach eine große Auswahl von Talenten vorhanden ist.
Und ich habe auch gesehen, dass die Trainer in allen Situationen, in allen Mannschaften und in jedem Training ausgesprochen gut, ambitioniert und professionell gearbeitet haben. Ich kann also bestätigen, dass alle JBBL-Teams, die ich gesehen habe sehr, sehr gut betreut werden.
Die Ergebnisse sind ja aktuell auch dementsprechend: Ich erwarte, dass das ein oder andere Team aus NRW in Richtung Play-offs in der JBBL eine Rolle spielen wird.

Die Frage muss ja kommen: Ist ein neuer Dirk Nowitzki dabei?

Nee, das wäre ja auch völlig aus der Luft gegriffen, diese Quervergleiche zu machen. Wir haben ja schon mal zehn Jahre lang gefragt, wo ist der nächste Dirk Nowitzki, und dann kam Dennis Schröder – und das ist ein ganz anderer Spielertyp. Was ich damit sagen will: Es gibt sicherlich Spieler, die unglaubliche Qualitäten entwickeln können, über ihr Talent, über harte Arbeit. Aber das sind vielleicht keine Nowitzkis, keine Schröders, sondern vielleicht irgendein ... keine Ahnung ... Max Meier, den wir jetzt alle noch nicht kennen. Und wir sind gut beraten, zu schauen, welche Spieler, welche Spielertypen mit ganz eigenen Qualitäten haben wir, die uns quasi zur Verfügung gestellt werden, die wir fördern können und müssen.
Was ich zumindest sagen kann, ist, dass in NRW viele Jugendliche, viele Kinder da sind, die talentiert sind, und dass darüber hinaus aber ganz viele andere Faktoren noch eine Rolle dabei spielen, ob sie dann wirklich eine große Karriere machen. Insofern besteht grundsätzlich die Möglichkeit für viele Kinder, die wir hier sehen, irgendwann mal in Richtung Profisport vorzustoßen, muss ja nicht gleich die große NBA-Karriere sein – auch wenn dieses Fernziel bei manchen vielleicht vorhanden sein mag.
Abschließend will ich mich da aber heute gar nicht aus dem Fenster lehnen und ich glaube, das wäre auch den Jugendlichen gegenüber – egal wie talentiert sie so im Alter von 14, 15, 16 sind – nicht fair. Die werden, wenn sie eine gute Einstellung haben, das Beste aus sich machen und dann werden wir schauen, wo das hinführt, unabhängig von Nowitzki oder Schröder oder wem auch immer.

Wie geht es für die Talente weiter, die jetzt zum U16-Nominierungslehrgang eingeladen werden?

Wir liegen gerade in den letzten Zügen, diejenigen Spieler zu benennen, die zu dem U16-Nominierungslehrgang kommen sollen. Das Ziel ist, bei dem U16-Nominierungslehrgang einen Kern von Spielern zu bilden, die auf die Kaderliste U16 kommen. Aus dieser Kaderliste, werden wir dann im Sommer den Kader benennen, die zwölf Spieler, die die U16-Europameisterschaft spielen.
Bei dem Nominierungslehrgang im Dezember in Heidelberg werden wir sicherlich noch Plätze frei halten auf der Kaderliste, kommt darauf an, wie die Veranstaltung läuft und wie wir die Jungs, die auf dem Feld stehen, beurteilen oder wo ein Urteil schon eindeutig ist und wo noch nicht.
Aber grundsätzlich wird es auch nach dem Dezembertermin, also in der zweiten Saisonhälfte der JBBL, noch Möglichkeiten geben, auf die Kaderliste zu kommen: zum Beispiel für Spieler, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht bei dem Nominierungslehrgang dabei sein konnten, sei es aus Verletzungsgründen oder weil wir sie nicht nominiert hatten.
Gerade im U16-Bereich ist es uns wichtig, die Türe lange aufzuhalten, weil sich in kurzer Zeit in der Entwicklung der Spieler noch unheimlich viel tun kann. Unser Ziel ist es schon, bei dem Nominierungslehrgang den Kern der Mannschaft zu finden, aber die Möglichkeit wird auch für weitere Talente bestehen, je nach ihrer Spielleistung in der JBBL oder teilweise auch in der NBBL noch auf den Zug mit aufzuspringen.
Der weitere Fahrplan ist dann klar: Wir haben in der zweiten Saisonhälfte, also von Januar bis Mai, erst mal keine weiteren Lehrgänge, keine weitere zentrale Maßnahme mehr von Seiten des DBB. Denn es ist uns auch wichtig, dass die Spieler in dieser Phase nicht durch unsere Maßnahmen abgelenkt werden, sondern sich voll auf ihre Teams konzentrieren: Die verfolgen ja schließlich alle bestimmte Ziele, also entweder wollen sie Top Four oder Meister werden oder sie wollen noch bestimmte Platzierungen erreichen.
Die unmittelbare Vorbereitung auf die Europameisterschaft wird Anfang Juli starten, also etwa zwei Wochen nach dem Top Four in der JBBL. Dort werden wir auch wieder mit einem größeren Kader von 16 Spielern beginnen und diesen dann auf zwölf Spieler reduzieren, die am Schluss mit zur Europameisterschaft kommen.

Wie bewertest du die Nachwuchslage im WBV, es ist ja immerhin der größte deutsche Basketballverband. Läuft es, oder müssen wir im Leistungsbereich mehr tun?

Also, was ich an der Situation beurteilen kann, ist ja vor allem die gute Zusammenarbeit mit den Landestrainern. Es ist schon so, dass das Know-how und auch das Urteilsvermögen der Landestrainerkollegen unheimlich wertvoll sind für uns. Seit ich im Amt bin, ist keine Woche vergangen, wo ich mich nicht kurzgeschlossen habe und wo wir nicht über verschiedene Spieler gesprochen haben. Ich versuche das dann richtig einzuordnen, weil natürlich eine gewisse einheitliche Struktur in der Beurteilung von Spielern auch immer wichtig ist. Denn dieser Austausch ist ja für uns Bundestrainer nicht nur mit NRW, sondern mit allen Landesverbänden sehr, sehr wichtig.
Natürlich kann ich mir nach ein paar Tagen NRW-Tour noch kein fundiertes Bild machen. Aber wir sind ja insgesamt vier Bundestrainer, und meine Kollegen, die im Nachwuchs tätig sind, beobachten über Video ständig die Spiele der JBBL und NBBL und haben so die Möglichkeit, die Spieler auch auf diesem Wege zu sichten und auch so Woche für Woche ein bisschen Einblick zu erhalten, wie die Entwicklung aussieht.
Aber es ist auch unbestritten, dass man bei so einem Besuch vor Ort noch mal Eindrücke gewinnen kann, die man am Laptop oder im Video nicht mitbekommt. Schon alleine solche Gespräche mit den interessanten Spielern, die wir führen können, so kleine Interviews oder auch mal die Gelegenheit, ein Individualtraining mit einzubinden, fand ich besonders wertvoll, weil man den Spieler auf eine ganz andere Art und Weise kennenlernen kann. Und im Umkehrschluss kann man dann auch wieder Feedback an Razvan geben, ob sich die Beobachtungen gleichen, die man mitnimmt aus dieser Situation, ob man Dinge anders sieht. Häufig gibt es dann auch Nachfragen, wie bestimmte Dinge von mir beurteilt werden, da findet also ein gewisser Austausch statt – im Übrigen auch mit den Vereinstrainern. Oder es gibt auch Stützpunktrainer vor Ort, die die Jugendlichen natürlich noch intensiver kennen, und das ist für uns Bundestrainer ein unheimlich wichtiger und guter Austausch mit den Kollegen, der auch deshalb notwendig ist, weil wir natürlich so in der Kürze der Zeit den Überblick sonst nicht gewinnen können.

Also könnte man sagen, im WBV läuft es gut?

Im Großen und Ganzen kann man sagen, ja, NRW ist ein wichtiger Landesverband für uns und insgesamt ist hier auch sehr, sehr gut strukturierte und sehr gut organisierte Arbeit zu beobachten, gar kein Zweifel!

Das Interview mit Bundestrainer Fabian Villmeter führte Rüdiger Tillmann, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für den Westdeutschen Basketball Verband




Über Fabian Villmeter
Fabian Villmeter ist neuer hauptamtlicher Nachwuchs-Bundestrainer für den männlichen Bereich. Der 38-jährige Coach verfügt über eine große Erfahrung und beginnt seine neue Tätigkeit beim Deutschen Basketball Bund (DBB) am 1. Oktober 2018.
„Ich empfinde es als eine große Ehre, dass ich nun die Möglichkeit habe, als hauptamtlicher Trainer beim DBB tätig zu sein. Die letzten Jahre, als Assistenztrainer zunächst bei U15 und U16, später im U20- und jetzt bei der A-Nationalmannschaft haben mich bestärkt, dass die Arbeit als Bundestrainer zu mir passt. Während meiner gesamten Karriere hatte ich immer einen engen Bezug zum nationalen und internationalen Jugendbasketball und freue mich nun meine Erfahrungen hier einbringen zu können. Mein besonderer Dank geht an Armin Andres und Ralph Held, für ihr Vertrauen und ihren Einsatz für mein Engagement“, sagt Fabian Villmeter.
„Fabian Villmeter ist ein ausgewiesener Fachmann und wir sind sehr froh ihn für uns gewonnen zu haben. Er ist schon einige Jahren bei unseren Nationalmannschaften aktiv und hat zuletzt auch als Assistenztrainer bei der Herren-Nationalmannschaft sehr gute Arbeit geleistet. Fabian kennt alle Nachwuchs-Nationalspieler sehr gut und wird keine Probleme haben sich schnell in die neue Aufgabe einzufinden“, sagte der DBB-Vizepräsident für Leistungssport, Armin Andres.
Damit hat der DBB nach wie vor vier hauptamtliche Nachwuchs-Bundestrainer für den männlichen Bereich. Die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Nachwuchs-Bundestrainer Harald Stein endete im August 2018. Harald Stein hat ein Engagement in Ungarn angenommen.

(Basketball)-Vitae Fabian Villmeter (Auszug)
Fabian Villmeter verfügt für sein Alter bereits über äußerst umfangreiche Erfahrungen als Basketball-Coach. Bereits im Alter von 17 Jahren erhielt der neue Bundestrainer die Trainer C-Lizenz, der 2005 die B-Lizenz und 2007 die A-Lizenz des DBB folgten. Außerdem erhielt er 2013 das FIBA Europe Coaching Certificate.
Der gelernte Industriekaufmann, der von 2002 – 2006 ein BWL-Studium an der Fern-Universität Hagen sowie an der FH Wiesbaden absolvierte, war zwischen 1998 und 2015 Headcoach diverser männlicher Jugendmannschaften (U14-U20, u.a. in JBBL und NBBL). Er war u.a. Headcoach in der 2. Bundesliga beim TV Langen und fungierte von 2008 – 2015 als Sportlicher Leiter und Trainer im Basketball Teilzeit-Internat Langen.
Beim DBB trat Fabian Villmeter erstmals 2013 als Assistant Coach der U15-Jungen beim Nordseecup in Erscheinung. Es folgten Tätigkeiten als Assistant Coach bei der U16-Nationalmannschaft (2014/2015) sowie als Assistant Coach bei der U20-Nationalmannschaft 2016.
Von 2015 – 2018 war Villmeter Headcoach der Baunach Young Pikes (Farmteram Brose Bamberg) in der ProA und Leiter des Nachwuchsprogrammes von Brose Bamberg. 2018 schließlich stand er als Assistant Coach bei den World Cup Qualifiers der Herren-Nationalmannschaft mit im Trainerteam von Bundestrainer Henrik Rödl.
Fabian Villmeter ist verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn.

Quelle: DBB

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