Der Westdeutsche Basketball-Verband steht vor wichtigen Entscheidungen und Weichenstellungen für die Zukunft.
Auf dem Verbandstag am 29. Juni 2024 wird nicht nur das Präsidium neu gewählt, sondern auch über eine modernere Satzung entschieden.
Wo geht der Weg des WBV hin? Und wie wird die Schiedsrichtermisere gelöst?
Präsident Uwe J. Plonka über Pläne für einen WBV 2.0.
Uwe, so schnell sind drei Jahre vorbei und schon stehen wieder Präsidiumswahlen an. Du hattest bereits frühzeitig angekündigt eine weitere Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Bleibt es dabei?
Ja, wenn mich der Verbandstag im Amt bestätigt, mache ich gerne weiter. Ich habe noch nicht alle Punkte auf meiner To-Do-Liste abgehakt. Die Entwicklung ist grundsätzlich positiv, aber es gibt auch noch eine Menge Herausforderungen, strukturelle und organisatorische, sowie sportliche Themen. Aber es ist definitiv meine letzte Amtszeit!
Lass uns mit den positiven Aspekten anfangen …
Seit meinem Amtsantritt 2015 hat sich die Zahl der Mitglieder im Westdeutschen Basketball-Verband verdoppelt, auf heute über 50.000 Basketballverrückte. Unser Stellenwert im Sportland NRW ist enorm, wir sind mittlerweile die Nummer 9 der Verbände im Landesportbund. Und mit einem fast siebenstelligen Umsatz ist der WBV alles andere als ein kleiner Verein, wir sind ein kleines Unternehmen. Nicht zu vergessen, wir sind ja auch seit 2023 Basketball-Weltmeister (lacht).
… und dieses Unternehmen wird von ehrenamtlichen Präsidenten geleitet.
So sieht es aus. Ich bezeichne mich selbst gerne als hauptamtlicher Ehrenamtler. Aber genau hier steckt das Problem, wir müssen uns professioneller aufstellen und unsere Strukturen modernisieren, sonst ist das bald nicht mehr zu stemmen. Die Geschäftsstelle haben wir ausgebaut und mittlerweile auch einen Auszubildenden Kaufmann für Büromanagement eingestellt.
Dazu gehört auch ein starkes Präsidium. Auf dem Verbandstag stehen mit einer Ausnahme alle Posten auf dem Wahlzettel. Wie sieht die Kandidatenliste aus?
Nach dem Rücktritt von Josef Kattur wird es auf jeden Fall weitere Veränderungen geben. Dr. Stefan Becker tritt nicht mehr als Vizepräsident für Breitensport und Schule an. Die gute Nachricht, wir haben eine potenzielle Nachfolgerin gefunden: Melanie Edward aus Essen, die aus dem Umfeld der Unifieds Essen kommt ist für den Bereich sehr geeignet. Ich würde mich sehr freuen, wenn endlich eine Frau den Club Männer aufmischen würde (lacht). Stefan wird uns aber als ehrenamtlicher Referent erhalten bleiben. Alle anderen Präsidiumsmitglieder stellen sich zur Wiederwahl, aber es gibt aktuelle einen Gegenkandidaten für Günter Brökelmann, den Vizepräsidenten Schiedsrichterwesen. Alexander Sauer aus dem Basketballkreis Köln hat seine Pfeife in den Ring geworfen. Beide eint die Herausforderung , dass Schiedsrichterwesen kurzfristig zu reformieren und zu verbessern. Günter möchte seine angestoßenen Reformen gerne fortführen, also wird es nach jetzigem Stand zwei Bewerber geben. Nur Nadeesh Kattur kann die Wahlen entspannt verfolgen, seine Amtszeit läuft noch bis 2025.
Das ist das passende Stichwort: Amtszeit. Die Satzungskommission und das Präsidium schlagen vor die Amtszeit von drei auf vier Jahre auszuweiten und einen Vizepräsidentenposten zu streichen.
Korrekt, wir wollen die Amtszeit an den olympischen Zyklus von vier Jahren anpassen, fast alle Verbände in Deutschland folgen mittlerweile diesem Wahlrhythmus. Das hat auch Sinn, so haben wir als Präsidium einfach mehr Zeit, langfristige Projekte umzusetzen. Und wir wollen den Posten des Vizepräsidenten I für Sonderaufgaben streichen, das ist noch ein Relikt aus alten Zeiten. Letztendlich entscheiden das alles aber unsere Mitglieder. Die Vorschläge der Satzungskommission, die wir als Anträge formuliert haben, stehen jetzt schon zum Nachlesen in der Einladung zum Verbandstag.
Der Satzungskommission möchte ich herzlich für ihren Einsatz danken. Die Satzungskommission aus Präsidiumsmitgliedern, Vereins- und Kreisvertreter, sowie der ehemaligen Geschäftsführerin Mechtild „Mecki“ Künsken haben in vielen Sitzungen ehrenamtlich Vorschläge gemacht. Leider reichte die Zeit bis zum Verbandstag nicht aus, alle Vorschläge umzusetzen. Aber die Anträge zur Satzung zum Verbandstag am 29.6.24 sind der erste wichtige Schritt. Für Rückfragen stehe ich natürlich jederzeit unseren Mitgliedern zur Verfügung.
Wir wollen in diesem Zusammenhang den geplanten Ethikrat nicht vergessen.
Ein wichtiges Thema, es ist an der Zeit, dass unser Verband einen Ethik- und Ehrenrat bekommt. Dieser Rat soll Angelegenheiten des Verbandslebens, die das Ansehen nach innen oder außen in nicht unerheblicher Weise gefährden können, prüfen und bewerten … und das Präsidium beraten. Das sind Aufgaben, die können und wollen wir einfach nicht mal hopplahopp entscheiden.
Und ewig grüßt das Murmeltier: Das Thema Schiedsrichter schafft es doch immer wieder auf die Tagesordnung.
Wir müssen die Schiedsrichtergebühren anpassen. Punkt. Anreise, Pfeifen, Abreise – das dauert schonmal drei bis vier Stunden. Für 20 Euro kommt da keiner mehr. Mittlerweile pfeifen unsere Schiedsrichter teilweise für andere Landesverbände, weil es da mehr Geld gibt, kann ich das gewissermaßen verstehen. Das sollte aber nicht so sein. Wir sind der größte Basketball Landesverband in Deutschland und zahlen die niedrigsten Schiedsrichtergebühren. Wir müssen aufhören den Schwarzen Peter hin und her zu schieben. Ich denke, die Vereine verstehen das. Es bleibt uns einfach keine andere Möglichkeit, als die SR-Gebühren verhältnismäßig anzupassen.
Uwe, mit welchem Gefühl gehst du in der Verbandstag am 29. Juni 2024 in Duisburg?
Positiv, immer positiv. Wir haben doch alle das gleiche Ziel: Wir wollen die schönste Sportart der Welt weiter nach vorne bringen!
Das Interview führte Rüdiger Tillmann, WBV-Pressesprecher.