Seit einem Jahr ist Alexander Sauer eines von sieben Mitgliedern des Präsidiums des Westdeutschen Basketball-Verbands.
Als Vizepräsident VI ist er für das Schiedsrichterwesen verantwortlich.
Im Interview zieht er seine Jahresbilanz und verrät, was er noch alles so alles plant.
Ein Jahr ist vergangen – was hat sich getan?
Eine Menge, glaube ich. Wir haben ein gutes Team aufgebaut mit vielen Leuten, die sich engagieren und viel Zeit investieren. Und wir haben es, so glaube ich, geschafft, einiges an Vertrauen in das Schiedsrichterwesen zurückzugewinnen. Wir haben viel kommuniziert, viele Gespräche geführt – mit zahlreichen Schiedsrichter*innen. Wir sind als Schiedsrichterwesen insgesamt sichtbarer geworden. Ja, und wir sind, glaube ich, auf einem guten Weg, auch wenn wir gerade erst losgegangen sind.
Kannst du konkrete Ergebnisse nennen nach einem Jahr?
Wir haben mehr Schiedsrichter*innen. Und das ist etwas, das uns insbesondere in der Breite extrem guttut. Über 600 Pflichtschiedsrichter*innen ist ein Wert, den wir in den letzten Jahren nicht erreicht haben. Das bedeutet ein Plus von ungefähr 35 Schiedsrichter*innen im Vergleich zum Vorjahr. Wir werden dieses Jahr zum ersten Mal die Zahl von 100 LSD-Ausbildungen überschreiten, also Schiedsrichter*innen, die aus den Kreisen in die Bezirksliga hineinkommen. Das fängt diejenigen auf, die aufhören. Aber wir gehen davon aus, dass wir auch im kommenden Jahr weiter im Plus sein werden und die Zahl von momentan 610, 615 Schiedsrichter*innen übertreffen können.
Was hast du mit deinem Team verändert, damit die Zahlen gestiegen sind?
Ich glaube, wir haben wieder stärker das Gemeinschaftsgefühl vermittelt. Wir haben einen hohen Zusammenhalt innerhalb der einzelnen Kader erreicht. Wir zeigen viel Wertschätzung. Zudem haben wir die Workshop-Reihe gestartet, mit sechs digitalen Workshops zum Auftakt in der vergangenen Saison. Damit haben wir fast 400 Menschen über die Saison hinweg erreicht.
Ich glaube, viele Schiedsrichter*innen fühlen sich wieder mehr angesprochen und sind dadurch sehr motiviert. Außerdem bringen wir viel Manpower direkt mit in die Kreise – wir arbeiten eng mit den Kreisen zusammen und ermöglichen allen Schiedsrichter*innen zeitnah Ausbildungen. So haben wir, denke ich, die Hemmschwelle verringert, den Weg in Richtung WBV zu gehen.
Du hast die Workshops angesprochen. Ist in dieser Richtung noch mehr geplant?
Wir werden die digitale Workshop-Reihe auf jeden Fall fortführen. Neu ist, dass wir nun auch Präsenz-Workshops anbieten werden. Das hatten wir bisher gar nicht – mit Ausnahme im Mai beim U16-Top-8 der Deutschen Meisterschaften in Hürth. Dort gab es einen Workshop explizit für Schiedsrichterinnen, der wirklich gut angenommen wurde. Diese Reihe werden wir ausbauen mit Präsenzveranstaltungen. Den Auftakt machen die Herbstferien mit zwei Spielen der ersten Regionalliga, bei denen man Schiedsrichter*innen begleiten und hospitieren kann. Daran anschließend wollen wir das Programm mit weiteren Formaten in der Saison fortsetzen.
Wie sieht es bei dir persönlich aus? Was ist dein Fazit nach einem Jahr? War das der richtige Schritt, oder ist es doch zu viel Arbeit?
Es ist deutlich mehr Zeitaufwand, als ich gedacht hätte. Aber nach der ersten Saison habe ich mir gesagt: Ich würde es genauso wieder machen. Denn ich habe extrem viel Freude an dem, was ich tue.
Wir bekommen viel positives Feedback – von Schiedsrichter*innen wie auch von Vereinen. Die Zusammenarbeit im Präsidium und mit dem Ausschuss sowie mit den Umbesetzungsstellen ist sehr, sehr gut. Und wir merken, glaube ich alle – und auch ich selbst –, dass wir etwas bewegen können.
Wo liegt das Ziel, jetzt nach dem ersten Jahr?
Den eingeschlagenen Weg weitergehen. Es ist mir wichtig deutlich zu machen: Das alles war erst der Anfang. Es war ein sehr guter Anfang, aber eben nicht mehr als das. Jetzt geht es darum, diesen Weg zu bestätigen, weiter stark zu kommunizieren, die Schiedsrichter mitzunehmen und für noch mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung zu sorgen.
Das Interview führte Rüdiger Tillmann, Pressesprecher WBV