Luisa Schumacher ist in die Pro B aufgestiegen!
Als Frau und das ganz alleine? Ja, das geht!
Die 25-jährige ist Basketball-Schiedsrichterin. Mit 15 hat sie ihre erste Schiri-Lizenz gemacht und ist zehn Jahre später in der Pro B angekommen.
Luisa, herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die Pro B. Wie kommst du mit den langen Kerlen in der ProB klar?
Eigentlich gut. Also es hat Vor- und Nachteile, eine Frau zu sein, würde ich sagen. Manchmal muss ich erst mal zeigen, dass ich Plan vom Herrenbasketball habe und dann ist ganz schnell Ruhe (lacht).
Warum bist du Schiedsrichterin geworden?
Ich war als Spielerin einfach nicht gut genug (lacht). Immerhin habe ich es bis zur Regionalliga geschafft, also war ich nicht ganz verkehrt, aber dann war Schluss. Das ist der erste Punkt. Und der zweite Punkt, als Schiedsrichterin kann ich selbst sagen, wann ich Zeit habe und wann nicht. Und ich wollte parallel zum Studium etwas Geld verdienen, als Spielerin und Coach ist das eher schwierig.
Wie ist deine Karriere als Schiedsrichterin verlaufen?
Ich war 15 Jahre alt, da ist unser ganzes Team geschlossen zum Schiedsrichterlehrgang gewackelt, so hat alles angefangen. Kurz darauf bin ich in die Bezirksliga aufgestiegen und in den Bezirksliga Förderkader aufgenommen worden.
Mit dem Umzug nach Köln 2017 bin ich zu den RheinStars Köln gewechselt und habe dort in der Regionalliga Damen gespielt. Zunächst habe ich mich auf das Spielen konzentriert und bin nebenbei von Saison zu Saison beim Pfeifen aufgestiegen. Ab der 2. Regionalliga habe ich das Pfeifen priorisiert und nur noch mittrainiert. Meistens haben sich die Termine überschnitten, also musste ich mich entscheiden.
Und dann erfolgte der Ruf des DBB …
Stimmt, der tatsächliche Türöffner war JTFO 2022, im selben Jahr war ich beim Top8 U16 weiblich und beim Bundesjugendlager dabei. Über diese Maßnahmen wurde ich für das EVA-C Programm des DBB ausgewählt. Weitere Maßnahmen waren das WNBL Top4 2023 und 2024. In der Saison 2023/2024 durfte ich dann meine ersten ProB Spiele parallel zur 1 Regionalliga pfeifen und bin jetzt fest in den ProB Kader aufgestiegen.
Was begeistert dich am Job als Schiedsrichterin?
Das Pfeifen selbst ist nur ein Teil, viel wichtiger sind die Menschen. Wir Schiedsrichter sind ein Team, ein Team, das sich gegenseitig unterstützt und zusammenhält. Wir sind eine große Community im Kader, man lernt immer mehr Menschen kennen. Und ich bin Teil des professionellen Basketballs, auch kein schlechtes Gefühl.
In der vergangenen Saison sind im WBV so viele Spiele ausgefallen wie noch nie, weil einfach Schiedsrichter gefehlt haben. Wie motivierst du junge Menschen, deinen Weg einzuschlagen?
Nicht gleich nach dem ersten Spiel aufgeben, sondern einfach weiter pfeifen. Als Schiedsrichter musst du deine Komfortzone verlassen, dadurch entwickelst du dich enorm weiter – auf und neben dem Feld. Und ich habe gelernt, mit Kritik umzugehen. Aber das Schönste ist das Team. Bei uns halten wirklich alle zusammen. Und ich komme ganz schön herum und lerne viel Neues kennen.
Die Olympischen Spiele von Paris sind gerade zu Ende. Sehen wir dich 2028 in Los Angeles als Schiedsrichterin?
Ich würde sagen, man kann nie wissen, was kommt. Also die Olympischen Spiele sind völlig utopisch von der Vorstellung, dass ich da auftauchen könnte. Natürlich habe ich Ziele. Es wird einfach immer professioneller. Als Schiedsrichterin zählt meine Leistung und wenn ich die bringe … aber jetzt will ich erst mal in der ProB so richtig ankommen.
Luisa, das Schlusswort gehört dir.
Mein ganz, ganz, ganz großer Appell an alle, die in irgendwelchen Hallen sind, egal ob Zuschauer, Coaches oder Spieler: Seid nett zu den Schiedsrichtern. Weil, wir machen das alle freiwillig. Und hört auf, Schiedsrichter anzuschreien. Stattdessen dürft ihr nach dem Spiel gerne zu uns kommen und uns auch mal loben.
Das Interview führte Rüdiger Tillmann, Pressesprecher des WBV.
Foto: André Steinberg